Heißhungerattacken kennt vermutlich jeder von uns. Egal ob die Lust auf Süßigkeiten am Nachmittag oder der unstillbare Appetit auf Chips abends vor dem Fernseher - Heißhunger hat in den wenigsten Fällen etwas mit richtigem Hunger zu tun. Aber wie den Appetit stoppen, wenn er nichts mit Hunger, sondern nur mit Gelüsten auf etwas Süßes oder auf Fast Food zu tun hat? Viele Menschen greifen an diesem Punkt zu Appetitzüglern. Egal ob als Nahrungsergänzung, in Pillen - oder Pulverform, die Industrie bietet eine vielfältige Auswahl an Produkten, die den Appetit hemmen sollen. Aber was steckt wirklich dahinter und wie sinnvoll sind Appetithemmer?
Appetitzügler: Die Wirkweise auf einen Blick erklärt
Produkte, die unseren Appetit zügeln sollen, sind meist natürlichen Ursprungs und funktionieren nach unterschiedlichen Prinzipien.
Ein Teil von ihnen basiert auf einem oder mehreren Inhaltsstoffen, nicht immer natürlichen Ursprungs, denen eine Appetit hemmende Wirkung nachgesagt wird. Pillen, Tabletten oder Pulver enthalten Extrakte in einer bestimmten Konzentration, die uns beispielsweise die Lust auf Süßigkeiten nehmen sollen. Extrakte aus Mate oder Guarana sind hier besonders beliebt. Ihr Erfolg ist jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Andere Produkte enthalten sogenannte Quellstoffe, also Ballaststoffe aus beispielsweise Alginat oder Zellulose, die eine große Menge Wasser im Darm binden können und dadurch ein gewisses Sättigungsgefühl auslösen. Fühlen wir uns satt und voll, soll der Appetit auf diesem Weg weniger werden.
Bislang gibt es jedoch auch dazu keine fundierten wissenschaftlichen Belege. Wir geben außerdem zu bedenken, dass Heißhungergefühle selten etwas damit zu tun haben, ob man sich satt oder hungrig fühlt. Sie haben einen anderen, eher emotional getriggerten Ursprung.
Eine dritte Gruppe, die gerne zu den Appetitzüglern gezählt wird, sind die sogenannten Fettblocker, Chitosan oder Orlistat. Sie sind in der Lage, Fett im Darm zu blockieren, sodass dies vom Körper nicht aufgenommen werden kann und unverdaut wieder ausgeschieden wird. Das regt die Darmtätigkeit an und soll ein Sättigungsgefühl auslösen.
Ob das wirklich gesund ist, wagen wir zu bezweifeln, denn Fette, besonders ungesättigte, sind für den Körper in einer gewissen Menge wichtig, sogar überlebenswichtig. Sie über einen längeren Zeitraum hinweg unverdaut wieder auszuscheiden ist daher keine wirklich sinnvolle Idee.
Welche Wirkstoffe unterdrücken das Hungergefühl?
Was aber genau stillt den Hunger? Für zahlreiche Appezitzügler-Präparate werden die Wirkstoffe
- Aminorex,
- Cathin,
- Ephedrin,
- Fenfluramin,
- Phentermin,
- Rimonabant
- und Sibutramin verwendet.
Alle diese Stoffe finden sich auch in Arzneimitteln wieder und haben häufig die Eigenschaften von Sympathomimetika, also Medikamenten, die unseren Sympathikus verstärken. Der wiederum ist ein Teil im vegetativen Nervensystem, der unseren Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft versetzen kann.
Der Körper wird, vereinfacht gesagt, in Alarmbereitschaft versetzt. Gefühle wie Hunger treten in den Hintergrund. Blutdruck und Herzfrequenz steigen und wir fühlen uns leistungsbereit. Der Körper ist in dem Modus zudem in der Lage, die benötigte Energie aus den eigenen Reserven zu nutzen - was einer weiteren Gewichtsabnahme zugutekommen soll.
Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass derlei Wirkstoffe aktiv in unseren Körperhaushalt und Stoffwechsel eingreifen. Patienten mit Bluthochdruck oder einer Herz-Kreislauf-Schwäche gefährden sich durch die Einnahme entsprechender Präparate womöglich sogar.
Expertenhinweis: Die genannten Wirkstoffe finden sich im Leistungssport daher auch nicht umsonst in den Dopingmitteln wieder, da sie den Körper leistungsstärker machen.
Appetitzügler und Gewichtsverlust: Sind sie wirklich effektiv?
Ein Appetitzügler, der wirkt, soll für die meisten nicht nur den Appetit selbst stillen, sondern er soll dazu auch noch positiven Einfluss auf die Gewichtsabnahme haben. Selbst wenn das für den Zeitraum der Einnahme dieser Präparate zutrifft, so wollen wir folgendes zu bedenken geben:
- Kein Appetitzügler der Welt ist ein Wundermittel. Ohne das Ändern der Lebens- und Essgewohnheiten an sich wird sich mit einem Appetitzügler nicht erfolgreich abnehmen lassen.
- Stoppt man die Einnahme des Appetitzüglers, kann ein Jojo-Effekt die Konsequenz sein.
- Nicht wenige Appetitzügler stehen im Verdacht, abhängig zu machen.
- Nicht wenige von ihnen haben außerdem ernsthafte Nebenwirkungen wie beispielsweise depressive Verstimmungen.
Wir von Jan Bahmann halten daher keines dieser Produkte für probat, um wirklich effektiv, gesund und nachhaltig abzunehmen. Mit einem entsprechenden Ernährungsplan zum Abnehmen, der gemeinsam mit einem Fachmann individuell erstellt wird, sind Appetitzügler überdies gar nicht nötig.
Für welche Personen sind Appetitzügler sinnvoll?
Appetitzügler halten wir für wirklich niemanden für sinnvoll. Es gibt immer eine bessere Strategie, um den Heißhunger zu stoppen. Mit dem richtigen Ernährungsplan entstehen extreme Gelüste gar nicht mehr erst.
Für einige Personengruppen sind Appetitzügler aufgrund ihrer Nebenwirkungen jedoch sogar gefährlich, beispielsweise für alle,
- die unter Herz-Kreislauf-Problemen,
- hohem Blutdruck,
- Depressionen,
- Burn Out
- oder psychischen Verstimmungen leiden.
Wie gefährlich ist der Trend um Appetitzügler?
Wollen wir hier noch einmal deutlicher werden: Wir halten Appetitzügler sogar für sehr gefährlich. Ihre Nebenwirkungen sind zwar bereits hinreichend bekannt, aber noch nicht vollständig wissenschaftlich erforscht. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es zu unerwarteten und unschönen Begleiterscheinungen kommt.
Expertenwarnung: Auch ist die Gefahr, davon - körperlich oder psychisch - abhängig zu werden unserer Ansicht nach groß.
Ohne Hunger zu Deiner Wunschfigur: Jetzt beraten lassen!
Anstatt auf den fragwürdigen Trend aufzuspringen und sich Appetitzügler zu besorgen, lohnt sich vielmehr der Gang zum Ernährungscoach. Gemeinsam mit ihm können
- Essgewohnheiten,
- Marotten,
- Abnehm-Ängste und dergleichen
besprochen und in einen individuellen Ernährungsplan eingearbeitet werden. Mithilfe dieses Ernährungsplans kannst Du Dich entsprechend Deiner Lebensgewohnheiten satt essen und Lebensmittel genießen. So sollten Heißhungerattacken gar nicht mehr erst entstehen.
Ständiger Hunger: Das sind die wahren Ursachen
In den seltensten Fällen ist körperlicher Hunger tatsächlich die Ursache dafür, dass wir Appetit oder Heißhunger entwickeln. Wir sprechen bei der Lust auf Süßigkeiten, Chips und Co. daher auch von emotionalem Hunger. Derlei Gelüste sind emotional gesteuert und können unterschiedliche Ursachen haben:
- Kummer, Trauer
- Stress, Angst
- Frust, Ärger
- Das Gefühl, sich selbst belohnen zu wollen
- Langeweile
- Gewohnheit
Es spielt daher keine wirkliche Rolle, wie satt oder im Appetit gezügelt Du Dich fühlst - solltest Du aus einem der genannten emotionalen Gründe essen, wird auch ein Appetitzügler wenig ausrichten können. Im Gegenteil, er könnte Deinen Heißhunger sogar weiter verstärken. Falls Du beispielsweise depressive Verstimmungen als Nebenwirkung wahrnimmst, könnte das Deine Lust auf ein Frust oder Trauer gesteuertes Essen sogar noch weiter befeuern.
Natürliche Appetitzügler: Die besten Mittel
Auch im Bereich der Lebensmittel soll es natürliche Appetitzügler geben, die, beispielsweise aufgrund ihrer Aromen oder ätherischen Öle, unseren Appetit in Schach bekommen sollen. Wir von Jan Bahmann würden auch hier keine Wundermittel dahinter vermuten. Allerdings denken wir, dass diese Lebensmittel eine gute und sinnvolle Alternative zum Konsum von Süßem oder fettigen Knabbereien sein können.
Man sollte diese Tipps daher eher als Inspiration für eine ausgewogene, gesunde Ernährung und gute Alternative für Naschereien sehen statt als probate Wundermittel.
- Pfefferminze: Hier sind es die darin enthaltenen ätherischen Öle, die unsere Lust auf insbesondere Süßes schmälern sollen. Eine Tasse Pfefferminztee soll, glaubt man Verfechtern, ein wirksames Mittel gegen Heißhunger auf Schoko und Gummibärchen sein.
- Mandeln: Sie enthalten besonders viele Proteine und Ballaststoffe, halten damit unseren Blutzuckerspiegel konstant und helfen uns somit, uns länger satt zu fühlen und dabei weniger Gelüste auf Naschereien zu haben. Allerdings gilt es zu bedenken, dass man aufgrund des hohen Kaloriengehalts nur einige wenige davon verzehren sollte.
- Ingwer: Sein besonderer Geschmack soll bestimmte Zonen auf unserer Zunge stimulieren und dadurch den Heißhunger stillen. Wir sollen uns durch den Genuss der Knolle aromatisch so geflasht fühlen, dass wir dabei vergessen, worauf wir eigentlich Appetit hatten.
- Haferflocken: Haferflocken enthalten eine große Menge an Ballaststoffen, die Wasser im Darm binden und so dafür sorgen, dass wir uns länger gesättigt und voll fühlen. Dabei haben sie verhältnismäßig wenige Kalorien. Sie sind daher in der Tat ein guter und gesunder Sattmacher.
- Äpfel: Das in Äpfeln enthaltene Pektin reguliert unsere Verdauung und kann so helfen, unseren Heißhunger zu kontrollieren. Wissenschaftlich bewiesen ist das jedoch nicht. Wir denken dennoch, dass ein Apfel ein sinnvoller Snack ist.
- Hülsenfrüchte: Sie bestehen zu einem sehr großen Teil aus Ballaststoffen und sättigen uns daher effektiv - bei einer geringeren Kaloriendichte und einem sehr hohen Nährstoffgehalt. Sie sind daher wirklich ideale Sattmacher, die wir gerne empfehlen.
- Tomaten: Tomaten enthalten von Natur aus viel Chrom. Das stabilisiert den Blutzuckerspiegel und beugt somit den Schwankungen vor, die häufig für Heißhunger verantwortlich sind.
- Eier: Eier enthalten Proteine und die sättigen uns länger als Kohlenhydrate. Unser Blutzuckerspiegel wird durch den Genuss eiweißlastiger Lebensmittel weniger stark ins Schwanken gebracht, was schnelle Hungerattacken eindämmt. Zudem hilft uns Protein, die Muskelmasse während dem Abnehmen erhalten zu können. Eier und generell proteinreiche Lebensmittel sind daher ein wirklich guter Tipp gegen Heißhunger.
- Chili: Nach dem Genuss von Chili soll man weniger Lust auf Süßes, Salziges und Fettiges haben. Das Ganze ist im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie sogar nachgewiesen worden (1).
- Kaffee: Kaffee ist als natürlicher Appetitzügler in vielen Kulturen fest verankert. Er fördert die Verdauung und regt die Fettverbrennung an. Italiener trinken so nach dem Essen gerne einen Espresso. Der Verdauungsbrei bleibt kürzer im Darm.
- Zähneputzen: Mit frisch geputzten Zähnen mag man eine ganze Weile nichts essen, das kennen wir alle. Die meisten Zahncremes enthalten zudem Pfefferminze, die als Lebensmittel gegen Heißhunger gilt. Wie erfolgreich dieser Trick ist, muss wohl jeder für sich selber entscheiden.
- Vanilleduft: Der Duft von Vanille gilt als natürlicher Appetitzügler, weil er unsere Lust auf Süßes eindämmen soll. So wird ein wenig natürliches Vanillemark im Naturjoghurt als zuckerfreier Snack empfohlen.
Heißhunger stoppen: Die besten Hausmittel
Wenn es um das Thema Hausmittel gegen Heißhunger geht, würden wir auch hier keine Wunder oder Allheilmittel erwarten. Allerdings können einige Hausmittel oder besser gesagt Lifehacks durchaus unseren Heißhunger stoppen - nämlich indem sie uns auf andere Gedanken bringen. In den wenigsten Fällen kommt Appetit und die Lust auf etwas Ungesundes von wirklichem Hunger. Meist sind Dinge wie
- Stress,
- Frust
- oder Langeweile die Ursache.
Anstatt etwas in uns hineinzustopfen, sollten wir daher lieber die Ursache beim Schopf packen. Dazu sollte man sich selbst genau reflektieren: Wann genau treten Heißhungerattacken auf und woher genau kommen sie? Wenn wir deren Ursache erkannt haben, können wir nämlich dazu übergehen, an der Ursache etwas zu ändern. Vielleicht hilft ein kurzer Spaziergang und etwas frische Luft, um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht senkt eine kleine Meditation unser Stresslevel und lässt die Gelüste so wie von selbst verfliegen?
Vielleicht hilft uns eine Sporteinheit, um weniger gefrustet zu sein und den Ärger über den Kollegen zu vergessen. Oder wir greifen abends zu einem guten Buch oder Film, über den wir das gelangweilte Knabbern von Chips vollkommen ausblenden können. Gemeinsam mit einem Ernährungsfachmann können all diese Dinge erörtert und Lösungswege besprochen werden.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Von regulären Appetitzüglern würden wir, wie schon gesagt, die Finger lassen. Die Nebenwirkungen sind teilweise noch nicht vollständig wissenschaftlich erforscht. Was jedoch bereits durch eine Studie bestätigt werden konnte, ist, dass der Stoff Rimonabant zu Angstzuständen und depressiven Verstimmungen führen kann (2). So warnt auch bereits die europäische Arzeimittelbehörde EMEA davor.
Weitere häufiger beschriebene Nebenwirkungen von klassischen Appetitzüglern können sein:
- Abhängigkeit
- Bluthochdruck
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Schwindelgefühle
Fazit
Appetitzügler sind unserer Ansicht nach ein sehr gefährlicher Trend. Die Werbung verharmlost die teils gefährlichen Inhaltsstoffe und suggeriert, dass es genügt, ein, zwei Tabletten am Tag einzunehmen und schon klappt es mit der Traumfigur. Dieser Illusion sollte sich niemand hingeben. Denn langfristig und effektiv Abnehmen bedeutet immer, einen ganzheitlichen Prozess aus einer Veränderung der eigenen Einstellung, von Lebensgewohnheiten und der Ernährung zu durchschreiten.
Quellenhinweise:
(2) - https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/acomplia-epar-product-information_de.pdf
FAQ zu Appetitzügler
Sind medikamentöse Appetitzügler generell verschreibungspflichtig?
Appetitzügler sind zum Großteil nicht rezeptpflichtig. Es gibt Appetitzügler frei in der Apotheke oder Online-Apotheke zu kaufen, also ohne Rezept.
Wie kann ich abnehmen ohne Hungergefühl?
Wer ohne Hungergefühl abnehmen möchte, braucht einen sinnvollen und individuell abgestimmten Ernährungsplan. Denn nur über die Wahl der Lebensmittel plus einem Kaloriendefizit kann abnehmen gelingen, ohne dass man dafür hungern oder gesundheitlich etwas riskieren müsste.
Wie lange dauert es, bis man sich an weniger essen gewöhnt hat?
Unser Gehirn ist träge. Je nachdem wie lange man bereits schlechte Essensgewohnheiten praktiziert, wird es auch dauern, um sie wieder los zu sein. Unter Umständen kann das schon einmal ein oder zwei Jahre benötigen.